S’Grüne Züri

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Finanzmetropole und Luxusstadt – das verbindet man spontan mit der Edelmetropole am Zürichsee. Dabei wird hier längst nicht nur in Banken und Labels gedacht, sondern vor allem nachhaltig gegessen!

Zehn Uhr morgens in Zürich. Die Sonne spiegelt sich auf dem glitzernden Zürichsee, die Alpen grüßen aus der Ferne, in den Altstadtgassen herrscht geschäftiges Treiben. Postkartenblicke gehören ebenso zur Stadt wie Finanzinstitute und Luxusmarken. Schaut man durch die grüne Brille, fällt auf: Man trägt Jutebeutel statt Plastiktüten, auf den Märkten locken frisches Obst und Gemüse direkt vom Bauernhof und zahlreiche Veranstaltungen und Initiativen widmen sich dem klimafreundlichen Essen. Willkommen in Zürich, der grünen Gourmet Hauptstadt der Schweiz, wo Klimaschutz auf dem Teller landet!

Ein bisschen wurde es der Stadt in die Wiege gelegt, das gesunde Essen: In Zürich befindet sich das älteste vegetarische Restaurant der Welt, das Hiltl. 1898 wurde es gegründet. Seine Geschichte klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Auf ärztlichen Rat hin besuchte der an Gelenkrheuma erkrankte Ambrosius Hiltl das sogenannte „Vegetarierheim“. Dort wurde er überraschend schnell gesund, verliebte sich in die Köchin Martha Gneupel, heiratete sie und er öffnete mit ihr das vegetarische Restaurant Hiltl, was zu dieser Zeit sehr mutig war, denn fleischlose Küche war verpönt. Heute ist das Hiltl ein Trendlokal. Und die fleischlose Küche ist tief verankert in der Nachhaltigkeitsstrategie von Zürich.

Das Trendlokal Hiltl in der Innenstadt Zürichs.
En guete! heißt es im vegetarischen Restaurant Hiltl seit 1898.

Eine weitere Säule der Nachhaltigkeitsstrategie: Lebensmittelverschwendung radikal senken und pflanzliche Ernährung fördern. So wurden etwa in städtischen Verpflegungsbetrieben die Essensabfälle massiv reduziert. Dank smarter Planung und leckerer, umweltfreundlicher, innovativer Menüs. Im Vordergrund steht nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern auch die Gesundheit des Planeten. Auch der Alibi-Salat ist Schnee von gestern in öffentlichen Kantinen. Vielmehr wird das vegane und vegetarische Angebot zum Star des Tellers.

Nicht nur in den Kantinen wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Die ganze Stadt lebt es vor. Unverpackt-Läden sind keine Seltenheit, sondern Normalität. Mit der Charta für ein klimafreundliches, gesundheitsförderndes und genussvolles Angebot in der Gastronomie setzen Gastronomen ein Zeichen für die Gesundheit ihrer Gäste und des Planeten, wollen eine Vorbildrolle einnehmen, sich für ein attraktives, abwechslungsreiches und lustvolles vegetarisches und veganes Angebot einsetzen, Food Waste vermeiden, Gäste anregen, vegetarische und vegane Speisen zu bestellen.

Ein Vorzeigeprojekt ist die „GemüseAckerdemie“ in den Schulen. Hier pflanzen die Kleinsten bereits ihr eigenes Gemüse an und lernen spielerisch, was es bedeutet, im Einklang mit der Natur zu leben. Und in den Altersheimen der Stadt planen die Köche dank datenbasierter Menüs ganz genau, welche Lebensmittel benötigt werden, ohne dass etwas im Abfall landet. Das Resultat: zufriedene Senioren und eine Umwelt, die aufatmen kann.

In der „GemüseAckerdemie“ kümmern sich Schüler ums Grünzeug.

Auch die Aktion „Klima à la carte“ ist ein Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie. Im Juni 2025 fand sie zum vierten Mal statt. Über 100 Restaurants waren mit von der Partie und servierten einen Monat lang Menüs, die gut für die Umwelt und das Klima sind. Die Klima-Menüs waren pflanzenbasiert oder hatten Überschussware oder Reste als Hauptzutat. „Die Aktion macht das Engagement der Betriebe sichtbar und motiviert die Restaurantgäste dazu, das Thema Nachhaltigkeit genuss- und lustvoll anzugehen“, erklärte Andreas Hauri, Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements der Stadt Zürich.

Damit das kein vorübergehendes Häppchen in puncto Klimaschutz bleibt, bietet die Stadt Zürich individuelle Beratung für Gastronomiebetriebe an, die Nachhaltigkeit bereits in ihrem Betrieb verankert haben oder erst damit beginnen. Je nach Bedarf gibt es eine große Bandbreite an Entwicklungs-, Schulungs- und Beratungsangeboten sowie spezielle Kurse rund um die Bereiche Food-Save, nachhaltiger Einkauf oder Menügestaltung. Vom ersten Überblick über die möglichen Handlungsfelder eines Betriebs bis hin zu spezifischen Vertiefungen mit individuellen Schwerpunkten ist alles drin. Das Sahnehäubchen: Die Stadt Zürich beteiligt sich an der Finanzierung.

Mit der Aktion „Klima à la carte“ zeigen die Stadt Zürich und über 100 Gastrobetriebe, wie klimafreundliches Essen funktioniert.
Auf der Food Zurich treffen sich Foodies, Hobbyköche und Gourmets. Eine von vielen Zutaten: klimafreundliches Essen.

Und dann ist da noch das Highlight der Stadt: Food Zurich – das Festival, das Essen in Zürich zur Kunst erhebt. Da treffen sich die klügsten Köpfe der Food-Szene, um neue Konzepte zu präsentieren und der Welt zu zeigen, dass man auch mit gutem Geschmack die Welt retten kann. Da duften die Straßen nach frisch gekochten, regionalen Spezialitäten, die nicht nur Gaumenfreuden bereiten, sondern auch das Klima schonen. Slogan und treibende Kraft hinter dem Event: nachhaltige Gastronomie.

Fotos: Ilia Bronskiy@unsplash, Zürich Tourismus, Haus Hitl, Acker e. V. / Lena Giovanazzi, Food Zurich

Carolin Fried

MINT-Redaktion