Alles für den Kreislauf: Harald Deichl & Stefan Standl

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Alles für den Kreislauf: Harald Deichl & Stefan Standl

Harald Deichl von Tucher & Partner lebt Klimaneutralität seit Jahren. Jetzt möchte er die Baubranche kräftig aufrütteln. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Stefan Standl und dem gesamten Team seines Ingenieurbüros.

Sie sagen, dass Sie persönlich intensiv auf die Umwelt achten. Inwiefern?

Harald Deichl: Radeln statt Auto fahren, im Bioladen einkaufen, fair Fashion statt fast Fashion, möglichst gar nicht mehr fliegen und auf private Fernreisen verzichten, wenig Fleisch essen und wenn, nur hochwertiges, weniger heizen und sich stattdessen wärmer anziehen – das sind Dinge, die ich seit vielen Jahren praktiziere.

 

Bioladen und faire Mode kann sich nicht jeder leisten.

Harald Deichl: Da ist was dran, aber man muss komplex denken. Teurere Mode ist qualitativ meist besser und hält länger. Bioprodukte sind gesünder und können mit Haut und Haar verzehrt werden. So wie viele Nahrungsmittel übrigens. Spargel zum Beispiel. Man müsste ihn nicht schälen. Ich vertrete die Devise: weniger ist mehr. Und zudem: Wir dürfen nicht so viel wegwerfen. Jeder Einzelne kann etwas bewirken und auch andere Menschen beeinflussen. Jeder kleine Schritt in Richtung nachhaltiges Leben ist gut.

 

Wie sehen Sie hier die Rolle der Baubranche, die ja auch zu Ihrem Leben gehört?

Harald Deichl: Hier muss sich sehr viel ändern und zwar sehr schnell. Private Bauherrn sind bereits aufgewacht. Bei größeren Projekten wird nach wie vor kurzfristig gedacht und mit kurzfristigem Profit gerechnet.

Stefan Standl: Bestes Beispiel: Hybridbauweisen mit nachhaltigen Rohstoffen wie Holz, Bauen mit Recycling-Beton, Dämmung mit Naturstoffen – all das könnte im ersten Moment kostspieliger sein. Auf längere Sicht ist es günstiger. Stichwort: steigende Rohstoffkosten.

Harald Deichl und Stefan Standl von Tucher & Partner, Architekten und Ingenieure wollen es wirklich und zügig: Veränderungen in der Baubranche hin zu Nachhaltigkeit.

Aus welchen Gründen läuft es hier so zäh?

Stefan Standl: Bei Sanierungen sind uns oft die Hände gebunden. Da heißt es etwa: Dacherneuerung = neue Dämmung. Meistens ist die bisherige aber völlig ausreichend.

Harald Deichl: Man muss an der Wurzel anfangen. Viele Gesetze und Normen sind veraltet und legen klimafreundlichem Bauen Steine in den Weg. Die Zeiten sind momentan allerdings hart. Lieferschwierigkeiten, Materialverfügbarkeit, Gewinn-Margen – alles große Themen. Da nimmt man eben lieber Styropor an Stelle von Holzfaser. Dennoch sage ich: Wir müssen reine Materialien verbauen. Wir müssen ordentlich entsorgen und so viel wie möglich wiederverwenden. Wir müssen Wohnraum schaffen, der für Mensch und Umwelt gesund ist. Wir müssen endlich aufwachen!

 

Wären reine Holzbauten gesünder?

Stefan Standl: Holz ist natürlich für den Menschen besser. Trotzdem spielt Beton noch eine wichtige Rolle bei bestimmten Bauteilen. Bei tragenden zum Beispiel. Hier ist Stahlbeton durchaus sinnvoll. An vielen Stellen kann man jedoch auch R-Beton einsetzen. Kombiniert  mit einer Hülle aus Holz hätte man eine gute Lösung.

 

Und Sie wollen nun mit Ihrer Ingenieurgesellschaft verstärkt agieren?

Harald Deichl: Auf jeden Fall. Wir wollen Hersteller auftreiben, die nachhaltige Teile anbieten vom Lichtschalter bis zur Toilettenschüssel. Wir wollen Plastik vermeiden und CO2-freundlich bauen, umbauen und sanieren. Wir planen ein „House of Engineering“ mitten in München. Dieses Haus soll aus klimafreundlichen Rohstoffen gebaut werden und voller wegweisender Ideen stecken. Zudem soll es eine Begegnungsstätte werden. Ein Raum für Innovationen mit einem Showroom für nachhaltige Technologien.

 

Ihre Vision?

Wir wollen unsere Geschäftspartner überzeugen. Ganz nach unserem Motto: „Engineering for a better tomorrow“. Und ganz einfach ausgedrückt: Wir freuen uns über jeden Bauherrn, der sagt: Beratet mich!

Carolin Fried

MINT-Redaktion