Green Walls für Schönheit und Gesundheit

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Pflanzenwände oder vertikale Gärten gehören zum Trend des Jahrhunderts. Kein Wunder: lebendes Grün sorgt für ein besseres Klima in Räumen und Außenbereichen.

 

Die Königliche Bibliothek im dänischen Aarhus hat viele Seiten. Vor allem eine besonders grüne: Im Atrium wachsen echte Bäume und die Besucher:innen nehmen neben einer echten Wiese Platz. Auch durchs Foyer der Bank of China in Sydney spaziert man im Grünen vorbei an einer herrlich bepflanzten Wand. Und wer im Qiguang Technology Co. Office im chinesischen Shenzhen arbeitet, genießt die Gesellschaft einer riesigen Green Wall. Wien, Madrid, Berlin, Mailand, Düsseldorf, Paris, Bangkok, Neu-Delhi, Kuala Lumpur – weltweit sieht man es an den Wänden sprießen.

Vertikale Gärten sind schöne Blickfänge, ganz klar. Aber sie haben noch viel mehr drauf: Green Walls in Büros, Empfangsbereichen, Restaurants, Einkaufszentren, privaten oder öffentlichen Räumen und wo auch immer absorbieren Schadstoffe, reduzieren Stress, befriedigen unser Bedürfnis nach Natur, sind schalldämpfend und können als Salat-, Gemüse- oder Obstbeete genutzt werden. Begrünte Wände kühlen zudem aufgeheizte Städte und bieten dem Klimawandel die Stirn. Und sie sorgen für mehr Wohlbefinden. „Die positive Wirkung von Pflanzengrün auf die Psyche haben schon viele Studien gezeigt“, sagt der Architekturpsychologe Riklef Rambow vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Ob drinnen oder draußen, im Kleinen oder im Großen: Ein wenig Profiwissen hilft bei der Gestaltung und bei der Kultivierung. „Pflanzenwände haben eine sehr spezielle Anforderungen an Licht“, sagen etwa die Experten von ERCO. Erst kürzlich hat das international aktive Familienunternehmen ein White Paper mit vielen Empfehlungen und Orientierungshilfen herausgegeben, die auf den neuesten Erkenntnissen und Forschungsergebnissen basieren. Warum es dabei vor allem um die richtige Beleuchtung geht, ist klar. ERCO ist Spezialist für hochwertige und digitale Architekturbeleuchtung. Auch der Italiener Stefano Boeri ist Spezialist in Sachen Begrünung. Sein „Bosco verticale“, der begrünte Wald, ziert mit Kletterpflanzen wie Wein, Stauden und kleinen Gehölzen zwei Wohntürme in Mailand. Weltweit beschäftigen sich Landschaftsarchitekten und Gartenbauer mit Green Walls. Hohe Kosten sind häufig die Bremser. Oder eine konservative Bauordnung.

Der Urvater der „green wall“ war übrigens Stanley Hart White. Von 1922 bis 1959 leerte er als Professor für Landschaftsarchitektur an der University of Illinois. Seine Erfindung, die er auch patentieren ließ, nannte er „Botanical Bricks“. Wenn auch sein Bruder dazu sagte: „I guess everyone has crazy brothers and sisters. I know I have…“ – der französische Botaniker, Gartenarchitekt und -künstler Patrick Blanc griff die Idee Jahrzehnte später wieder auf, modernisierte das Verfahren, ließ es erneut patentieren und feiert seitdem weltweit Erfolge mit seinen „murs végétaux“. Welche Farbe seine Haarsträhnen seit 1984 haben, dürfte klar sein.

Carolin Fried

MINT-Redaktion