Schwammstädte der Zukunft

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Städte, die wie Schwämme funktionieren? Klingt verrückt, aber es könnte unsere Zukunft sein! Schwammstädte sind die Antwort auf den Klimawandel, indem sie grüne und blaue Infrastrukturen nutzen, Wasser unterirdisch zu speichern und die Kanalisation zu entlasten.

In der heutigen Zeit stehen Städte vor großen Herausforderungen im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels. Naturkatastrophen wie Überschwemmungen zeigen uns, wie anfällig unsere Städte gegenüber dem Klimawandel sind. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat sich in der Stadtplanung eine neue Vision entwickelt: die Verwendung von grünen Infrastrukturen, um das Wasser zu verwalten, lokal zu speichern und Überschwemmungen zu vermeiden.

Die grüne städtische Infrastruktur beinhaltet die Schaffung von Grünflächen, die von der Natur bedeckt sind, um das Wasser bei starkem Regen unterirdisch zu speichern. Diese Technik, die bereits in vielen europäischen und asiatischen Städten implementiert wurde, wird als “Schwammstadt” bezeichnet. Die Methode basiert auf zwei Konzepten: Speicherung von Wasser bei starken Regenfällen und Abgabe von Wasser in Trockenperioden.

Elemente einer Schwammstadt können durchlässige Beläge, Versickerungsgräben, Verdunstungskühlung, Feuchtbiotope, unterirdische Zisternen, Notentwässerungswege, begrünte Dächer und Fassaden sowie Baumgräben sein. Außerdem können Grünflächen auch den städtischen Wärmeinseleffekt (UHI) mildern, indem sie Evapotranspiration erzeugen, die die Umgebung abkühlt und erfrischt.

Hochwasserschutz mal anders: Schwammstädte saugen sich voll und schützen so vor Überschwemmungen © bgmr

Die Nutzung von grüner und blauer Infrastruktur in Städten hat viele Vorteile sowohl für die Flora und Fauna der Stadt als auch für die Bewohner und ihre Stadtentwicklung. Zum Beispiel können Schwammstädte dazu beitragen, die Luftqualität zu verbessern, indem sie Schadstoffe filtern und Sauerstoff produzieren. Auch das Wohlbefinden der Einwohner kann gesteigert werden, da Grünflächen als Orte der Erholung und Entspannung dienen. Zudem können sie die Artenvielfalt fördern, indem sie Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen.

Eine Schwammstadt-Initiative, die im Jahr 2019 in Utrecht, Niederlande, gestartet wurde, ist ein Beispiel für die Umsetzung der grünen Infrastruktur in urbane Felder. Die Regierung fördert die Begrünung von privaten Hausdächern und Bushaltestellen, um Wildtiere in die Stadt zu locken, Polinisierung durch Bienen zu fördern, Wasser aus überschüssigen Niederschlägen zu speichern und an heißen Tagen für Abkühlung zu sorgen. Eine Studie der Universität Utrecht ergab, dass begrünte Dächer die Umgebungstemperatur um bis zu fünf Grad senken können.

Utrecht schafft 300 bienenfreundliche Bushaltestellen © Barbra Verbij / Clear Channel

Ein weiteres Beispiel für die Umsetzung von Schwammstädten ist Hamburg. Dort wurde das “Bramfelder Fenster” geschaffen, eine grüne Fassade, die wie ein Schwamm Wasser aufnimmt und es langsam freisetzt. Dadurch konnte die Stadt in einem Bereich mit regelmäßigen Überschwemmungen das Wasser besser managen und die Stabilität der Straße verbessern.

Es gibt noch viele weitere Ideen und Konzepte, die in Zukunft umgesetzt werden könnten, um Schwammstädte noch effektiver zu gestalten. Beispielsweise könnten intelligente Sensoren eingesetzt werden, um den Wasserverbrauch zu messen und den Fluss von Wasser durch die städtischen Abflüsse zu steuern. Auch die Verwendung von recyceltem Wasser, das zum Beispiel für die Bewässerung von Grünflächen genutzt wird, könnte eine wichtige Rolle spielen.

Grüne Flächen in der Stadt können als Schwämme angelegt werden, um Regenwasser zu speichern und Überschwemmungen vorzubeugen © Unsplash / Nerea Martí Sesarino

Die Verwendung von grünen und blauen Infrastrukturen in Städten kann nicht nur dazu beitragen, Überschwemmungen zu vermeiden und das Wassermanagement zu verbessern, sondern auch den Klimawandel und seine Auswirkungen zu mildern. Es ist an der Zeit, unsere Wassermanagement-Systeme neu zu gestalten und den Einsatz grüner Infrastruktur in Städten zu fördern, um sicherzustellen, dass die Städte von morgen sicherer und nachhaltiger sind.

Thomas Rojas

Projektmanager